[CfAll DE] Verkehrsdaten
Stefan Kaufmann
stefan.kaufmann at uni-ulm.de
Wed Nov 19 12:39:14 UTC 2014
On 19.11.2014 08:13, Mila Frerichs wrote:
> wir sind leider mit einer Anfrage an unsere Stadtwerke gescheitert die
> GTFS Daten zu bekommen. Sie fürchten sich vor einer kommerziellen
> Nutzung der Daten.
Das ist leider ein grosses Schreckgespenst, und die unsaegliche
VDV-Mitteilung 7030 tut ihr Uebriges dazu. Da stehen so Highlights wie
in [1] angehaengt drin, die mir wirklich die Haare zu Berge stehen
lassen. Diese Mitteilung wuerde ich wirklich gerne mal im Detail
zerlegen, aber habe leider noch keine Mitstreiter_innen dafuer gefunden.
Ich habe auch schon Aussagen gehoert wie „wir wollen nicht, dass neben
einer Fahrplanauskunft fuer unseren Verbund Pornowerbung zu sehen ist“,
wo ich mich dann schon frage, wie vergleichsweise schlecht die
offizielle Auskunft sein muss, dass Leute lieber pr0n-Werbung daneben in
Kauf nehmen, als die offizielle Variante zu benutzen ;o)
> Habt ihr da Erfahrungswerte oder Tips wie wir das entkräften können?
> Und mich würde interessieren welche Städte solche Daten bekommen haben,
> auch damit ich das den Stadtwerken schmackhaft machen kann.
Ich konnte damals™ die SWU ueberzeugen, gemeinsam mit ihnen einen
Prozess dafuer zu bauen, und das verfolgen die auch nach wie vor weiter
– einfach, um da mitzuspielen und mal zu schauen, was sich daraus
entwickelt. Gegebenenfalls koennte es auch reichen, die Daten in einem
fuer die jeweilige Einrichtung passenden Format zu veroeffentlichen,
z.B. in VDV-452 – dafuer gibt es ja Konverter.
Hilfreich koennte auch
<http://www.travel-api.com/open-data-is-not-a-bsm-big-scary-monster.html> mit
Erfahrungsberichten von Verkehrsunternehmen und -verbuenden sein, die
bereits Daten veroeffentlicht haben. Zitat:
> Risk of data being misused - Transport for London embarked upon their successful Open Data initiative with fears about data abuse. However, Transport for London has reported little or no abuse. The fears were rational and understandable but were not realised - See more at: http://www.travel-api.com/open-data-is-not-a-bsm-big-scary-monster.html#sthash.2rXicOE5.dpuf
Leider scheint mir das in Deutschland ein wenig ein Zirkelschluss zu
sein: Abgesehen von wenigen Ausnahmen haben die Verbuende bislang kein
GTFS _allen_ zur Verfuegung gestellt (vielfach nur direkt an Google,
z.B. der VVS) – und auf die wenigen Datensaetze, die es gibt, haben sich
die Entwickler_innen natuerlich jetzt nicht so wirklich gierig
gestuerzt. Das wiederum erweckt den Eindruck, als gebe es keinen Bedarf,
und die Bereitstellung der Daten sei zum Fenster hinausgeworfenes Geld.
Dazu kommt die stete Angst, dass Fahrgaeste durch unvollkommene
Algorithmen „falsche“ Auskuenfte bekommen, die dann auf das VU/den VV
zurueckfallen. Das kommt in der VDV-7030 zur Sprache und war in meiner
Diplomarbeitsbefragung _der_ Knackpunkt, an dem sich alle aufhaengten.
Fuer mich ist das ein Anreiz mehr,
1) interessierte Verbuende niederschwellig einzubinden, d.h. sie im
ersten Schritt nur die fuer sie ueblichen Formate bereitstellen zu
lassen (ob das nun HAFAS oder VDV-452 oder DIVA ist). Gerne darf das
gezielt als Experimentaldatensatz ohne Garantie auf Richtigkeit und/oder
Vollstaendigkeit sein,
2) einmal interessante Use Cases wie verbunduebergreifende Tarifrechner
zu skizzieren, die bestehende Zeitfahrscheine integrieren, und
3) wirklich oeffentlichkeitswirksam einzufordern, Fahrplandaten nicht
nur Konzernen wie der DB, Daimler und Konsorten zu ueberlassen, sondern
_allen_, um diese Use Cases aus 2) auch dann in die Wirklichkeit
umsetzen zu koennen, wenn sich daraus nicht zwangslaeufig ein fancy
business model entwicklen laesst.
regards,
-stk
[1] „Andere Informationsanbieter können eine ernsthafte Konkurrenz zu
den Fahrplanauskünften der Verkehrsunternehmen und -verbünde aufbauen
und somit die Kundenbindungen der Verkehrsunternehmen und -verbünde
gefährden“
„Keine Kontrolle über die eigenen Daten, Inhalte und Aktualität der
ausgegebenen Fahrplanauskünfte, Manipulation der Auskunft für
geschäftliche Zwecke möglich; Risiko bei einer Vertragskündigung, die
Daten nicht mehr zurückziehen zu können.“
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