[CfAll DE] [CfAll DE team] Defibrillatoren, Schulden, Lab Stories
Marian Steinbach
marian at sendung.de
Tue Jun 24 22:07:56 UTC 2014
Hallo Julia, Marcus und interessierte,
zur der Defibrillatoren-Initative in Köln möchte ich gerne etwas sagen.
Executive Summary: Hier geht es nicht um die App, denn Apps gibt es schon sehr viele, sondern um funktionierende Prozesse, Kooperation und Kommunikation.
Die lange Version:
Der plötzliche Herztod ist nach aktuellem Kenntnisstand mit 100.00 bis 200.000 Fällen jährlich in Deutschland eine der häufigsten Todesursachen. Nur in wenigen Fällen wird erste Hilfe geleistet, oft kommen die Sanitäter zu spät für eine Wiederbelebung. Häufig bleiben bei Überlebenden Gehirnschäden, weil die Reanimation zu spät begonnen wird.
In Köln gibt es schon seit einigen Jahren ein Projekt, das an allen Sparkassen-Filialen und noch einigen anderen Standorten sogenannte Laiendefibrillatoren installiert. Dieses Projekt heißt „defiköln“. Anfänglich (vor über 10 Jahren) hat das Projekt Aufmerksamkeit in der Presse erzeugt, aber heute scheint kaum jemand die Defibrillatoren zu kennen. Die Website http://www.defikoeln.de/ wartet seit Jahren unverändert mit Flash-Intro und Frames auf, die Karte der Defi-Standorte, die es mal gab, gibt es schon lange nicht mehr. Und die Liste der Standorte vegetiert da vor sich hin und veraltet. Schon vor über zwei Jahren habe ich die verantwortlichen des Projekts angeschrieben und ihnen davon erzählt, dass es eine Initiative http://aed4.eu/ gibt, die Defi-Standorte sammelt und auch schon Smartphone-Apps für Android und iPhone anbietet. Das alles global, mehrsprachig und kostenlos. Meine Mails hat man erst monatelang gar nicht beantwortet und dann dumme Fragen gestellt ("Verdient da jemand Geld mit unseren Daten?"). Das ganze verlief im Sande.
Vor einem Jahr war meine Freundin dabei, als ein Mann am Kölner Hauptbahnhof zusammengebrochen ist und dann ohne Puls und Atmung war. Sie und ein anderer haben versucht, den Mann mit Herzdruckmassage und Mund-zu-Mund-Beatmung zu reanimieren. Es war Hauptverkehrszeit, viele Fahrgäste haben das ganze mit angesehen. Der Notarzt traf irgendwann ein und hat noch eine halbe Stunde lang weiter versucht, den Mann zu reanimieren. Der starb, keine 200 Meter vom nächsten „defiköln“ Laiendefibrillator entfernt. Keiner der anwesenden ist auf die Idee gekommen, dass es ein solches Gerät geben könnte.
Bis ich einen Zusammenhang zum alten defiköln-Thread gesehen habe, sind noch einmal einige Monate vergangen. Im Februar habe ich das Thema wieder aufgegriffen und in die Köln-API-Runde getragen.
Wir haben entschieden, dass unsere erste Priorität die Sammlung und Verteilung der Daten sein wird. Denn es gibt schon einige Plattformen, die Defi-Standorte sammeln und über Smartphones anbieten. Und diese haben entweder keine Kölner Daten, oder die Kölner Daten sind von schlechter Qualität. Und wie viel nützt eine Standortinformation, wenn da im Ernstfall jemand hin läuft und kein Gerät findet? Gleichzeitig wollen wir nicht eine weitere Defi-App bauen, die nur für eine bestimmte Region funktioniert.
Die Webapp, die wir trotzdem gebaut haben, spielt eigentlich eine untergeordnete Rolle. Sie ist hilfreich dabei, wenn man jemandem im Museum erklären will, warum man jetzt mal den Defi sehen will, der irgendwo hängen müsste. Sie dient uns auch zum Überprüfen der Standortdaten vor Ort. Und zum Ausprobieren und hinterfragen, was eine App, mit der man Defis finden will, können müsste.
Meine persönliche Überzeugung ist, dass es verdammt schwierig sein dürfte, jemanden dazu zu bringen, im Ernstfall eine bestimmte App zu öffnen und nach einem Defi in der Nähe zu suchen. Ich glaube viel mehr, dass man Leute dazu bringen müsste, sich proaktiv über ihre Umgebung, in der sie sich häufig aufhalten (Arbeit, Weg zur Arbeit, Zuhause, Verein, Einkauf etc.) zu informieren. Hierzu könnte man trefflich brainstormen. Mit Gamification und anderen Möglichkeiten ist da bestimmt was zu machen.
Inzwischen hat man uns auch bei defiköln erhört. Am 10. Juli soll endlich ein erster gemeinsamer Termin stattfinden. Wir wissen bereits, dass die tatsächlich auch an einer eigenen Prestige-Smartphone-App arbeiten, während sie gleichzeitig die fehlerhaften Standortdaten auf ihrer Website verschimmeln lassen.
Währenddessen laufen wir die Kölner Defi-Standorte ab, suchen weitere Standorte, pflegen die Daten auch in zwei externen Datenbanken (definow.org und aed-kataster.net) und entwickeln nach und nach Werkzeuge, um das ein wenig erträglicher zu machen. Der Code steht Euch natürlich zur Verfügung.
Wenn Interesse besteht, können wir dazu gerne mal einen OK-Lab-Spezialtermin (Hangout) machen. Das Thema ist so umfangreich, dass man ohne weiteres eine Stunde damit füllen kann. Eine kurze Meldung wie „ja bitte“ hier in diesem Thread wäre gut, dann würde ich einen Doodle starten.
Hier sind unsere ausführlichen Infos zur Initiative: http://wiki.koelnapi.de/w/Defibrillatoren
Viele Grüße
Marian
Am 24.06.2014 um 22:10 schrieb Marcel Belledin <info at codingcologne.de>:
> ...
>
>> Von: Marcus Dapp <marcus.dapp at okfn.org>
>> Betreff: Aw: [CfAll DE] [CfAll DE team] Defibrillatoren, Schulden, Lab Stories
>> Datum: 24. Juni 2014 12:32:14 MESZ
>> An: Code for All Deutschland team <cfallde-team at lists.okfn.org>
>> Kopie: Code for All Deutschland <cfallde at lists.okfn.org>
>> Antwort an: Code for All Deutschland <cfallde at lists.okfn.org>
>>
>> Hallo zusammen,
>>
>> Cool, das Köln gerade eine Defi-Map gemacht hat, spart uns in München hoffentlich etwas Zeit für die am letzten Treffen geplante Defi-App. ;-)
>>
>> zu den Lab stories: Der Stil des CfA-Jahresberichts ist natürlich sehr schick. Inhaltlich würde ich es aber erstmal auf die Darstellung einiger Projekte (oder ein Projekt pro Lab?) beschränken plus einigen Statements von vers. Leuten.
>> Eine Art "Jahresbericht" zu einem LaunchEvent ist komisch: Lieber allen Labs noch bis Ende Jahr Zeit geben, coole Sachen umzusetzen und dann Anfang/MItte 2015 einen echten ersten Jahresbericht "Ein Jahr Code for Germany Labs" oder so zu veröffentlichen...?
>>
>> Schulden der Kommunen: Das ist interressant; ich habe nämlich gerade für den CfA-Bericht recherchiert und keine gute Quelle gefunden, die die Shculden der Kommunen darstelle -- hat Hr Habbel erwähnt, wo man die entsprechenden Daten herkriegen kann?
>>
>> LG Marcus
>>
>>
>>
>>
>>
>> 2014-06-24 12:16 GMT+02:00 Julia Kloiber <julia.kloiber at okfn.org>:
>> Hallo allerseits,
>>
>> nice – Köln hat seit Neustem eine Defibrillatoren-Map: http://codefor.de/koeln/ Wie schwierig war es denn an die Daten zu kommen?
>>
>> Herr Habbel vom Städte und Gemeindebund hat mich vor ein paar Wochen gefragt wie aufwendig es wäre das Berliner Flughafen Schuldenbarometer für die Schulden von Kommunen und Städten umzusetzen. Ich fand die Idee ganz spannend, da das Tool Open Source ist der Aufwand vielleicht gar nicht allzugroß. Vielleicht hat ja jemand spontan Lust mal rumzuspielen ;)
>>
>> Fiona und ich haben uns heute den Kopf darüber zerbrochen wie man am besten die "Stories" aus den Labs für das Launch Event darstellt. Wir hatten uns überlegt so etwas ähnliches wie den CFA Jahresbericht zu bauen. Was haltet ihr davon?
>>
>> Viele Grüße,
>> Julia
>>
>> Interessante Open Data News über eine CFA Liste:
>> 173 million taxi trips in NYC from 2013 have been made public thanks to a FOIA request from Chris Whong at BetaNYC. He wrote a great blog post on it.
>>
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